Vorname Therese
Nachname Neumann, geb. Räsener
Geburtsname Räsener
Geburtsdatum 20.11.1883
Geburtsort Strasburg/Uckermark
Wohnort(e)
  • Stralsund, Frankenstraße 51
  • Stralsund, Frankenwall 9
Beruf Konfektionshändlerin
Geschäftsadresse Stralsund, Wasserstraße 52
Familienstand verwitwet
Verwandschaftsverhältnis Witwe von Rudolph Neumann
Deportation 12.02.1940 Piaski
Todesdatum 1942
Sterbeort Piaski

Therese Neumann, geb. Räsener

Therese Neumann, geb. Räsener, entstammt der Familie des jüdischen Lehrers Julius Räsener (1815-1912) und dessen Frau Mathilde, geb. Glaser (1853-1939). Das Ehepaar hatte zehn Kinder: Arthur (1878-1920), Anna (1879-1942), Therese (1883-1940), Frieda (1884-1941), Siegfried (1886/87-1904), Henriette (1890), Ernst (1891-1893), Emma (1893), Friedrich (1895) und Hugo (1897-1918).

Therese wurde am 20. November 1883 in Strasburg/Uckermark geboren[1]. Nach Friedas Geburt zog die Familie für einige Zeit in die Kleinstadt Bahn, Kreis Greifenhagen (heute: Banie, Polen)[2] und von dort spätestens Anfang 1897 nach Stralsund[3]. Der Vater, Julius Räsener, ist seit 1900 als Lehrer an der hiesigen Synagoge belegt.

Arthur starb bereits 1920; Hugo fiel 1918 als Kriegsteilnehmer in Frankreich[4]. Beide sind mit einem Grabstein auf dem Jüdischen Friedhof Stralsund bedacht.

Therese und ihre Schwester Frieda blieben nach dem Tod des Vaters in der Nähe ihrer Mutter in Stralsund.

Therese wird ab 1924 in den Stralsunder Wohnungsanzeigern als Händlerin geführt; erst am Wohnsitz der Mutter im Frankenwall 9, dann seit 1926 mit einer selbständigen Wohn- und Geschäftsadresse in der Frankenstraße 51. Ab 1933 wird sie als Geschäftsinhaberin eines Konfektionsgeschäftes in der Wasserstraße 52 genannt.

Therese heiratete vor 1934 den jüdischen Kaufmann Rudolph Neumann[5] und lebte mit ihrem Mann und ihrer Mutter in einer Mietwohnung im Frankenwall 9. An dieser Adresse wird sie bis 1939 geführt. In diesem Zeitraum muss ihr Mann gestorben sein, denn auf der Mitgliederliste der Gemeinde von 19938 erscheint sie als “Witwe”. Auf den Deportationslisten 1940 wird ihr Familienstand mit „geschieden“ oder „Witwe“ angegeben.

Im Oktober 1938 nahm sie gezwungenermaßen den zusätzlichen Vornamen „Sara“ an.

Das Konfektionsgeschäft betrieb sie bis 1938. Wie die Wohnung waren auch ihre Geschäftsräume nicht ihr Besitz. Gegen Ende September 1938 wurde ihr der Mietvertrag seitens der Vermieterin gekündigt. Da eine Verlegung des Geschäftes nur mit behördlicher Genehmigung möglich und diese angesichts der zunehmenden Bestrebungen, die Juden aus dem Geschäftsleben der Stadt zu drängen und des „Gesetz(es) zum Schutz der Deutschen Rasse“ vom November 1938, nicht gegeben war, führte sie im Oktober und November 1938 den Ausverkauf ihres Warenbestandes und der Geschäftsausstattung durch. Dem offiziell bestellten Abwickler, Erich Fischer, blieb bei Aufnahme seiner Tätigkeit Mitte März 1939 nur die Feststellung der bereits erfolgten Geschäftsschließung zu beurkunden.

Reich wurde sie durch den Ausverkauf nicht, wie die Unterlagen im Stadtarchiv Stralsund belegen. Bei einem ursprünglichen Warenwert von 13.044,73 Reichsmark betrug der Erlös gerade mal 2.500,00 Reichsmark, die auf ein Sperrkonto bei der Pommerschen Bank eingezahlt wurden. Wie andere Stralsunder Händler und Gewerbetreibende war sie vom 1. Januar 1939 an gezwungen, ohne eine Möglichkeit des Broterwerbs zurechtzukommen.

Im Zuge der ersten Deportationswelle jüdischer Einwohner Pommerns in den Osten wurden Therese und ihre Mutter am 12. Februar 1940 erst nach Stettin und dann weiter in das Ghetto Piaski gebracht. Dort endete ihr Leben.

Quellen:

  1. Geburtenregister der Stadt Strasburg/Uckermark
  2. Heiratsliste aus dem Jahre 1846, Standesamt der Stadt Strasburg/Uckermark
  3. Wohnungsanzeiger der Stadt Stralsund 1925-1940
  4. Eintrag in mappingthelives.org
  5. Eintrag in der Datenbank der Holocaustopfer YadVashem, yvng.yadvashem.org
  6. Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945, bundesarchiv.de
  7. STA Stralsund, Rep. 18, Ne. 432, 436, 440
  8. STA Stralsund, Rep. 29, Nr. 137

[1] Auch Arthur, Anna und Frieda kamen hier zur Welt.
[2] Der Sohn Siegfried wurde hier geboren.
[3] Der Geburtsort der letzten fünf Kinder ist Stralsund. Allerdings überlebte nur Hugo das Kleinkindalter.
[4] Hugo war Gefreiter in einer Funker-Division und starb nach schwerer Verwundung. Sein Grab ist die Nr. 108 in der Kriegsgräberstätte in Loupeigne bei Reims in Frankreich.
[5] Beide erscheinen auf der Liste der Mitglieder der jüdischen Gemeinde von 1934.