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Margarete Lewkowitz

Margarete Maria Wilhelmina Ida Lewkowitz, geb. Schumacher wurde am 4. April 1891 in Kolber, im heutigen Polen, als Tochter des Rentiers Julius Schumacher und seiner Ehefrau Hermine, geb. Kube geboren. Ihr Vater arbeitete dort als Tapezierer und Dekorateur. Später zog die Familie nach Greifswald. Margarete wurde evangelisch getauft.

Im Oktober 1927 heiratete sie den jüdischen Kaufmann und Geschäftsführer des Tietz-Warenhauses in Stralsund, Isidor Lewkowitz (1875-1943) . Ende Oktober kam der gemeinsame Sohn Herbert in Stralsund zur Welt. Isidor Lewkowitz war ein anerkanntes und geachtetes Mitglied der Stralsunder Synagogengemeinde. Magarete taucht in deren Listen von 1934 und 1938 nicht auf; sie blieb bei ihrem protestantischen Glauben. Dies und der Fakt ihrer nichtjüdischen Herkunft bewahrten Isidor und Herbert lange Zeit vor der sofortigen Deportation.

Die Familie Lewkowitz gehörte zu den reichsten Familien der Stadt. Isidor Lewkowitz kaufte nicht nur die Stadtvilla in der Sarnowstraße 26, die ab 1936 das Zuhause für die Familie wurde. Ihm gehörten auch ein Mietshaus in Stettin, ein Gartengrundstück in der Schillstraße und das Mietshaus Peter-Blome-Straße 5 in Stralsund. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 und den sich abzeichnenden Repressalien gegen Juden schenkte Isidor Lewkowitz 1936 die Villa seiner Frau Margarete. Die 1938 notariell eingeleitete Übertragung der beiden anderen Häuser und Grundstücke an sie scheiterte, weil die Finanzbehörden die Schenkung hintertrieben.

Am 21. Dezember 1938 schrieb das städtische Vermessungsamt an den Oberbürgermeister: “…da angenommen werden muss, dass Lewkowitz dadurch, dass er seiner arischen Ehefrau seinen Grundbesitz übereignet, sich vermutlich der Vermögensabgabe und den sonstigen Erlassen und Gesetzen betreffs jüdischen Grundeigentum(s) entziehen will.

Es empfiehlt sich daher,den Herrn Regierungspräsidenten zu bitten, dass er die
Durchführung des Kaufvertrages vom 10. November 1938 untersagt.“1

Dieser Empfehlung folgte dann auch der Oberbürgermeister in seinem Schreiben vom 4. September 1938 an den Regierungspräsidenten in Stettin. Er setzte sogar noch etwas drauf, indem er „…bei der Gelegenheit darauf hin(weist), dass durch Vertrag vom 4. September 1936 der Jude Lewkowitz an seine Ehefrau das Grundstück Stralsund, Sarnowstraße 26 … schon verschenkt hat. Es wäre zu entscheiden, ob nicht diese Schenkung noch nachträglich für nichtig erklärt wird, da auch sie nur eine jüdische Schiebung darstellt.“2

In der Antwort des Regierungspräsidenten vom 13. März des Folgejahres wird dann die Schenkung erwartungsgemäß nicht genehmigt. Margarete Lewkowitz legt Beschwerde ein und es entsteht ein mehrmonatiger Schriftwechsel zwischen ihr, den städtischen Behörden und dem Regierungspräsidenten, der letztendlich die Entscheidung dem Reichswirtschaftsminister zuweist. Dieser bescheidet abschlägig, gibt aber den Hinweis auf eine mögliche Schenkung an den Sohn Herbert. Auch die Gauleitung der NSDAP redet verfahrensgemäß mit und weist explizit darauf hin, dass die Schenkung nur nach Zahlung der Judenvermögensabgabe unter Berücksichtigung der Grundstücks- und Hauswerte durch Isidor Lewkowitz erfolgen kann3.

Als weitere Bedingung erhebt der Regierungspräsident, „…dass die Vermögensverwaltung
nicht durch Ihren (Margaretes-d.A.) Ehemann für Ihren Sohn erfolgt,…“4. Nach der Erfüllung dieser Bedingungen und erneutem Briefwechsel zwischen allen beteiligten Stellen teilt der Oberbürgermeister dem Rechtsanwalt der Familie Lewkowitz, Dr. Wilhelm Grasshoff, am 7.
Februar 1941 mit, dass der Schenkungsvertrag an Herbert Lewkowitz unter der Auflage der
Bestellung eines „deutschblütigen“ Pflegers genehmigt wird. Noch bevor jedoch der Pfleger5
vom Gericht bestätigt und bestellt wird, stirbt Isidor Lewkowitz am 20. April 1943, womit die
Gefahr einer jüdischen Nutznießung aus diesem Vermögen entfällt. Der Sohn erhält das
Grundstück zugesprochen. Nach seinem Tod beim Bombenabwurf auf Stralsund vom 6. Oktober 1944 fällt das Grundstück wieder zurück an Margarete und wird von ihr vor 1950 verkauft.

Margarete Lewkowitz überlebt in Stralsund den Zweiten Weltkrieg und den Tod von Mann und Sohn. Als die DDR in den 1950er Jahren das Volksvermögen durchsetzt und dabei gegen die Eigentümer großer Vermögenswerte vorgeht , fühlt sich Margarete an die NS-Zeit erinnert, verlässt Stralsund und zieht in den Westen. Dort verstirbt sie. Es ist nicht bekannt, wann und wo.

Quellen:
1) Stadtarchiv Stralsund, Rep. 24, Nr. 4600
2) Ehe-, Geburten- und Sterberegister Stralsunds
3) Wohnungsanzeiger Stralsund 1910-1951
4) Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 444

1 Vgl. Dazu Quelle 1), Blatt 4/5
2 ebenda, Blatt 5
3 Ebenda, Blatt 19
4 Ebenda, Blatt 26
5 RA Grasshoff schlägt am 14. Februar 1941 den Schlächtermeister Max Schult aus der Großen
Parower Straße 43 als Pfleger vor.