Vorname Margarete
Nachname Gundlach
Geburtsname
Geburtsdatum 05.05.1913
Geburtsort Greifswald
Wohnort(e)
  • Stralsund, Jacobiturmstraße 6
  • Stralsund, Graudenzer Weg 10
Beruf Ladengehilfin
Geschäftsadresse Färberei Pelzner, Stralsund
Familienstand alleinstehend
Verwandschaftsverhältnis unehelich geborene Tochter von Arnold Wolff (geb. 1891) und Amanda Gundlach, Pflegetochter von Richard Seifke
Deportation keine
Todesdatum 11.04.1988
Sterbeort Stralsund

Margarethe1 Gundlach

Margarethe Erna Gertrud Gundlach wurde am 5. Mai 1913 als uneheliche Tochter des jüdischen Kaufmanns Arnold Wolff (geb. 05.11.1891 in Radzyn Chelminski) und der Nicht-Jüdin Amanda Gundlach, geb. Schmorr in der Greifswalder Kinderklinik geboren. Ihre Mutter lebte in Stralsund und arbeitete als Wärterin in der Greifswalder Klinik.

Mit vier Monaten kam Margarethe als Pflegekind in die Familie des Stralsunder Maurers Richard Seifke, in der sie ohne Kontakt zu ihren leiblichen Eltern bis zu ihrer Volljährigkeit lebte.

Margarethe wurde evangelisch getauft und begann mit elf Jahren in der Stralsunder Färberei Pelzner zu arbeiten. Hier war sie auch noch tätig, als sie am 23. November 1935 einen Antrag auf Eheschließung mit ihrem langjährigen Verlobten Bruno Kolbe (geb. 01.02.1912) einreichte. In einem Schreiben vom 8. Februar 1936 befürwortet der Oberbürgermeister als zuständige Ortspolizeibehörde den Antrag, wird durch das Büro des Regierungspräsidenten in Stettin aber darauf hingewiesen, dass das Gutachten des Hausarztes nicht hinreichend ist für die Beurteilung der Unbedenklichkeit und eine Stellungnahme des Gesundheitsamtes zwingend erforderlich ist. Das staatliche Gesundheitsamt verfasst diese Stellungnahme am 3. März 1936, in der es heißt: „Körperlich und geistig ist Fräulein Gundlach gesund. In dieser Hinsicht ergeben sich gesundheitliche Bedenken nicht. Anders ist aber ihre rassische Bewertung. (…)Hierzu ist noch zu bemerken, dass sie verhältnismäßig klein ist, Größe 152 cm, dunkles fast schwarzes Haar hat mit verhältnismäßig stark betonten dunklen Augenbrauen und einer matt-elfenbeinfarbenen Hautfarbe. Die Augen sind blau. Der jüdische Einschlag ist rassisch für das geschulte Auge unverkennbar.

(…)

Kolbe bietet nach meinem Ermessen wertvolles Erbgut dar. Fräulein Gundlach bietet dieses wertvolle Erbgut nicht dar, sie ist unverkennbar jüdisches Halbblut ersten Grades. Von meinem Standpunkt wäre es zu bedauern, wenn das Erbgut des Herrn Kolbe dem deutschen Volke verloren ginge, daß bei den zu erwartenden Kindern dieser Ehe der jüdische Anteil des Blutes sich verhältnismäßig stark durchsetzen wird, glaube ich annehmen zu müssen.“2

Zu diesen Schlussfolgerungen gelangte der Direktor des Gesundheitsamtes, Amtsarzt Wagner, und ebenso urteilte auch der Direktor des Amtes für Volksgesundheit, Dr. Weber im Juni 1936. Daraufhin revidierte am 27. August das Büro des Oberbürgermeisters seine Stellungnahme und schrieb: „Meine befürwortende Stellungnahme vom 8.2.1936 kann ich jedoch nicht aufrechterhalten, da nach dem Gutachten des Amtsarztes Professor Dr. Walter -Blatt 26- der jüdische Einschlag der Antragstellerin unverkennbar ist und sich bei den zu erwartenden Kindern ebenfalls stark durchsetzen wird. Ich bitte daher, den Antrag abzulehnen“.3.

Auch ein erneutes direktes Schreiben von Margarethe Gundlach an den Reichsminister des Innern änderte an diesem Bescheid nichts mehr. Die Eheschließung beider Verlobten wurde nicht genehmigt.

Margarethe Gundlach erscheint in keiner weiteren Akte des Stadtarchivs; sie ist auch nicht in der Liste der Juden und Mischlinge aus dem Dezember 19384 verzeichnet. Der Zensus von 1939 erfasste sie mit ihrer Anschrift Jacobiturmstraße 6, Stralsund. Erst das Adressbuch von 1951 nennt sie wieder: Gundlach, Margarethe, Arbeiterin, Am Bock 10 (Franken). Sie verstarb unverheiratet am 11. April 1988 in Stralsund.

Quellen:

  1. Wohnungsanzeiger Stralsund 1913-1951
  2. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 432, 432a, 435
  3. www.mappingthelifes.org

1In den Dokumenten wird der Name sowohl mit als auch ohne „h“ geschrieben.
2Vgl. Dazu: Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 432a, Blatt 88, 89
3Ebenda
4Im Dezember 1938 erfasste die Stadtverwaltung sämtliche in Stralsund wohnende Juden und Mischlinge sowie die Veränderungen in der polizeilichen An- oder Abmeldung dieser Einwohner bis zum November 1939. Diese Daten liegen beim Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 435 vor.