Vorname Leonhard
Nachname Tietz
Geburtsname
Geburtsdatum 03.03.1849
Geburtsort Birnbaum an der Warthe (Miedzychód), preussische Provinz Posen, heutiges Polen
Wohnort(e)
  • Stralsund, Ossenreyerstraße 19
Beruf Kaufmann, Warenhausgründer
Geschäftsadresse "Warehaus Tietz", Ossenreyerstraße 19, Stralsund
Familienstand verheiratet
Verwandschaftsverhältnis Ehemann von Flora Baumann (1855-1943), Vater von Alfred Leonhard (1883-1941), Heinrich (1880-1891), Gerhard (1884-1978), Luise Sarah (1887-1948), Änne Amalie (1892-1966)
Deportation keine
Todesdatum 14.11.1914
Sterbeort Köln-Deutz

Leonhard Tietz

Leonhard Tietz wurde am 3. März 1849 in Birnbaum an der Warthe geboren. Er war der Sohn des Fuhrunternehmers und Gemischtwarenhändlers Jakob Tietz (1828–1887) und der aus einer jüdischen Gutsbesitzerfamilie stammenden Johanna Kwieletzka (Quielecki) (1824–1901). Zur Familie gehörten noch vier weitere Kinder: Kassandra (1856-1935), Johanna (1853-1935), Hugo (Jg. 1851) und Oscar (1858-1923).

Nach Abschluss seiner Lehre zum Handlungsgehilfen (Commis) in Prenzlau trat Leonhard seine erste Stelle als Reisender für die Firma „Gebrüder Tietz“ in Birnbaum an. Hierbei gewann er Einblicke in die Vielfalt der Handelsgeschäfte, lernte alle wichtigen Fabrikationen stets auf dem neuesten Stand kennen und konnte Verhandlungsstrategien erlernen, die ihm später von Nutzen waren.

Am 14. August 1879 eröffnete Leonhard Tietz ein kleines Ladenlokal in der Ossenreyerstraße 31 in Stralsund. Im Oktober desselben Jahres heiratete er Flora Baumann, Tochter von Abraham und Amalie Baumann aus Birnbaum an der Warthe. Leonhard und Flora hatten fünf Kinder – Heinrich (1880-1891), Alfred Leonhard (1883-1941) und Luise (1887-1948) wurden noch in Stralsund geboren – die letzten beiden Tietz-Kinder – Änne (1892-1966) und Gerhard(1894–1978) kamen in Elberfeld und Köln, Nordrhein-Westfalen, zur Welt.

Die Geschäfte in Stralsund liefen bereits im ersten Jahr so gut, dass Leonhard Tietz mit seinem Geschäft in die Ossenreyerstraße 21 wechselte. Am 11. Oktober 1902 eröffnete Leonhard Tietz das moderne Kaufhaus in der Ossenreyerstraße 19 in Stralsund. Die heute noch sichtbare Fassade stammt aus dem Jahr 1927 und ersetzte eine ältere im Jugendstil.

Mit der Zeit verlagerte Leonhard Tietz den Schwerpunkt seines unternehmerischen Schaffens immer mehr in den Westen des Deutschen Reiches. Im Jahr 1885 zog er mit seiner Familie nach Elberfeld und verlegte dorthin auch den Firmensitz des Unternehmens. Bis zur Jahrhundertwende eröffnete Tietz weitere Geschäfte im In- und Ausland und gründete am 17. März 1905 die Leonhard Tietz AG, Köln, die erste deutsche Warenhaus-Aktiengesellschaft. Das Gründungskapital betrug zehn Millionen Mark – 60% davon stellte Leonhard Tietz. 1909 wurde das Unternehmen als erste deutsche Warenhausaktie an der Börse notiert. Leonhard Tietz führte seinen Konzern sehr sozial. 1899 bildete er eine Betriebskrankenkasse, 1906 einen Unterstützungsfonds für „Notleidende“ und 1911 eröffnete er ein Erholungsheim in der Eifel für die weiblichen Beschäftigten.

Leonhard Tietz starb am 14. November 1914 und wurde in Köln-Deutz beigesetzt. Von 1914 an leitete der älteste Sohn des Gründers, Alfred Leonhard (1883–1941) zusammen mit seinem Bruder Gerhard (1894–1978) den Konzern bis zur Machtergreifung der NSDAP im Jahr 1933.

Quellen:

  • Soénius, Ulrich S., „Tietz, Leonhard“, in: Neue Deutsche Biographie 26 (2017), S. 272-274 [Onlinefassung]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/ pnd120882604.html
  • Internetauftritt des Vereins „Historische Warenhäuser Wertheim und Tietz in Stralsund“
  • Familiendatenbank geni, www.geni.com