Vorname Josef
Nachname Rotenberg
Geburtsname
Geburtsdatum 18.05.1899
Geburtsort Ustilug, (Ustyluh), Russland, heutige Ukraine
Wohnort(e)
  • Stralsund, Werftstraße 15
Beruf Altwarenhändler, Hausbesitzer
Geschäftsadresse Werftstraße 15, Stralsund
Familienstand verheiratet
Verwandschaftsverhältnis Ehemann von Rosa Gottfeld (geb. 1902), Vater von Brigitte (1925-1978) und Hans-Dieter (1933-2005)
Deportation keine, Überlebender
Todesdatum 18.09.1979
Sterbeort Philadelphia, USA

Josef Rotenberg und Familie

Josef Rotenberg wurde am 18. Mai 1899 in Ustilug, Ukraine (oder Wlodawa, Polen) geboren. Aus den erhaltenen Dokumenten1 geht hervor, dass er noch zwei Schwestern hatte: Charlotte/Lotti und Sonia.

Wahrscheinlich 1924 heiratete er Rosa Gottfeld (geb. 1902), Tochter des Wolgaster Kaufmanns Ernst Gottfeld (1878-1935) und dessen Ehefrau Henriette (Jette), geb. Maschkowski (1878-1943). Rosa hatte noch zwei Brüder: Siegmund Simon und Günther Josef. Ihre Mutter Henriette war unter den 1.100 pommerschen Juden, die am 12. Februar 1940 nach Piaski deportiert wurden. 1943 kam sie dort um.

Josef Rotenberg kam mit seiner Familie erst nach dem Ersten Weltkrieg nach Stralsund. Im Wohnungsanzeiger von Stralsund aus dem Jahr 1931 wird er als Produktenhändler zum ersten Mal erwähnt, nachdem er 1930 das Geschäft in der Fährstraße 19 vom früheren Besitzer Guido Fraenkel übernommen hatte. 1935 hatte er das Grundstück Werftstraße 15 erworben und verlegte sein Geschäft dorthin. Das Ehepaar Rotenberg zählte zu den staatenlosen Juden Stralsunds und erscheint in den Listen der Synagogengemeinde aus den Jahren 1934 und 1938. Josef Rotenberg übte 1933 das Amt des Vorsitzenden der Stralsunder Zionistenvereinigung aus; wahrscheinlich bis zum Jahr 1939 als sämtliche jüdische Organisationen und Vereinigungen per Verordnung aufgelöst wurden. Eine Neubesetzung dieses Amtes in den Jahren zwischen 1933 und 1939 ist dokumentarisch nicht belegt.

Die Familie von Josef Rotenberg war eine der drei reichen jüdischen Familien in Stralsund, die 1933 ein Vermögen zwischen 150.000 und 300.000 Mark besaßen. Seine Tochter Brigitte, geboren am 28. Januar 1925 in Greifswald, musste nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten die Schule2 und ihre Klassenkameraden verlassen3. Der Sohn Hans-Georg wurde am 6. Dezember 1933 in Stralsund geboren. Im Dezember 1938 mussten alle den vorgeschriebenen Zwangsnamen annehmen. Brigitte Charlotte konnte im August 1939 mit einem Kindertransport das Land verlassen, kam nach England und überlebte dort den Zweiten Weltkrieg. Hans-Georg blieb bei den Eltern.

Josef Rotenberg musste nach Inkrafttreten des „Gesetz(es) zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben vom 12. November 1938“ seine Rohproduktenhandlung in der Werftstraße 15 verkaufen. Für das Grundstück erhielt er lt. Angaben der Gewerbepolizei vom Käufer, dem Fuhrwerksbesitzer Franz Trädup, 26.000,00 Reichsmark4.

In seinem Einbürgerungsgesuch an die palästinensische Verwaltung5 berichtet Josef darüber, dass er nach der Reichskristallnacht zusammen mit seiner Familie fünf Monate im Konzentrationslager Sachsenhausen interniert war, bevor ihm die Flucht6 aus Deutschland nach Palästina gelang. Nach dem Zweiten Weltkrieg betrieb er von dort aus die Familienzusammenführung. 1946 konnte auch Brigitte nach Palästina einreisen und beantragte die palästinensische Staatsbürgerschaft. Jahre später wanderten alle in die USA, nach Philadelphia, Pennsylvania aus.

Josef Rotenberg starb im September 1979 in Pennsylvania, die Todesdaten von Rosi sind unbekannt. Die letzte öffentliche Mitteilung über sie stammt aus dem Jahr 1982 anlässlich ihres 80. Geburtstages7. Brigitte heiratete und verstarb ein Jahr vor ihrem Vater ebenfalls in Philadelphia. Sie hinterließ einen Ehemann und einen Sohn. Hans-Georg nahm in Palästina den Namen Aharon an, arbeitete als PC-Analytiker in einer Bank, heiratete und hatte zwei Söhne. Er starb 2005 in Florida, wohin er fünf Jahre zuvor übergesiedelt war.

Die Familie Rotenberg besitzt bislang noch keinen Stolperstein in Stralsund.

Quellen:

  1. Wohnungsanzeiger Stralsund 1900-1941
  2. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 29, Nr. 137, Liste jüdischer Geschäfte vom 11. August 1938
  3. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 434, 432, 441, 442, 439
  4. Eberhard Schiel, Braune Schatten überm Sund, Scheunenverlag Saal/Mecklenburg, 1999
  5. Geburtenbücher Stralsund
  6. Staatsarchiv Israel, www.archives.gov.il
  7. Online-Datenbank, www.geni.com

1 siehe dazu: Staatsarchiv Israel, Einwanderungsdokumente Josef Rotenberg
2 Gerhard-Hauptmann-Schule in Stralsund
3 Siehe dazu: Eberhard Schiel: Braune Schatten überm Sund, ebenda
4 Vgl. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 613, Blatt 35
5 Siehe dazu: www.archives.gov.il, Suche nach Josef Rotenberg
6 siehe Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18 Nr. 432, Abmeldung zum 15. August 1939
7 Monatszeitschrift Aufbau vom 06.08.1982, S.22