Vorname | James/Werner Martin |
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Nachname | Gans |
Geburtsname | |
Geburtsdatum | 05.07.1881 |
Geburtsort | Hamburg |
Wohnort(e) |
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Beruf | Chemiker |
Geschäftsadresse |
Familienstand | alleinstehend |
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Verwandschaftsverhältnis | Sohn von Martin Gans und Johanna Behrens |
Deportation | keine, Überlebender |
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Todesdatum | 02.12.1968 |
Sterbeort | München |
James/Werner Martin Gans
James/Werner Martin Gans wurde am 05. Juli 1881 in Hamburg als Sohn des jüdischen Kaufmanns Martin Philip Gans (1842-1912) und dessen ebenfalls jüdischer Ehefrau Johanna Juliette Behrens (1854-1925) geboren. James war das dritte von insgesamt sechs Kindern. Die Familie war in der Kleinen Bornestraße 3 in Rothenbaum ansässig und blickte auf eine lange jüdische Tradition zurück.
Nach Abschluss seines Studiums im Jahre 1907 arbeitete Werner Martin, der bis 1915 den Namen James führte, bis zum Folgejahr als Assistent an der kaiserlich-landwirtschaftlichen Versuchsstation für Elsaß-Lothringen in Colmar. 1908 war er als Freiwilliger Militärapotheker in der bayrischen Landeshauptstadt tätig, nahm aber noch im gleichen Jahr eine Stelle als Assistent am Städtischen Untersuchungsamt Mannheim an.
Am 01. Juli 1909 begann er seine Arbeit als Assistent am damaligen Chemisch-Hygienischen Untersuchungsamt Stralsund,einem privaten Unternehmen des Chemikers Dr. Ziegenbein. Ein Jahr nach dessen Tod im Jahre 1920 übernahm das unter Gründung eines Zweckverbandes gebildete Lebensmittel-Untersuchungsamt Stralsund die Räumlichkeiten und das Personal des Ziegenbeinschen Institutes und Werner Martin Gans dessen Leitung.
Damit war Werner Martin Gans neben den Warenhausgründern und dem Geschäftsführer Lewkowitz einer der Juden Stralsunds, die zu den oberen Kreisen der Stadt gehörten.
Sein Aufgabenfeld umfasste die Nahrungsmittelkontrolle in den Geschäften der dem Zweckverband angehörenden Städte Stralsund, Greifswald, Grimmen, Bergen sowie der Landkreise Rügen und Neu-Vorpommern, die Kontrolle der Wasserqualität des Stralsunder Wasserwerkes und die Drogenaufsicht der Apotheken in der Region.
Seine Tätigkeit beim Lebensmittel-Untersuchungsamt Stralsund unterbrach er in der Zeit des Ersten Weltkrieges. Bereits am 14. Dezember 1912 war Werner Martin Gans als Hilfspolizeibeamter vereidigt worden, da er im Zuge seiner dienstlichen Kontrollfunktion polizeiliche Aufgaben wahrnehmen musste.
Mit Beginn des Weltkrieges und der Mobilmachung war Werner Martin Gans durchgehend bis zu Ende Juli 1919 als Militärapotheker in verschiedenen Lazaretten und Sanitätsdepots der Reserve und der Etappe tätig. Das Militär verließ er schließlich mit dem Rang eines Stabsapothekers der Reserve und dem bayrischen Verdienstorden IV. Klasse mit Schwertern. Er kehrte nach Stralsund zurück und nahm ohne weitere Unterbrechung seine Tätigkeit als Leiter des Lebensmittel-Untersuchungsamtes Stralsund wieder auf. Wie aus Briefen des Vorstehers des Zweckverbandes “Lebensmittel-Untersuchungsamt” hervorgeht, erledigte Werner Gans seine Arbeit stets zur vollsten Zufriedenheit seiner Vorgesetzten. Aber die Zeit arbeitete gegen ihn.
In der 1934 durch den Vorstand der Synagogengemeinde angefertigten Liste der Mitglieder der jüdischen Gemeinde erscheint Werner Martin Gans mit Wohnsitz in der Heilgeiststraße 52/53, einer der Hauptstraßen Stralsunds.
Die Akten des Stralsunder Stadtarchivs zeigen, dass mit Machtantritt der Nazis der Schriftwechsel zur Causa Werner Gans immer mehr zunahm. Im November 1933 verfasste die „Deutsche Arbeitsfront Deutscher Land-und Forstangestellten-Verband im Gesamtverband der deutschen Angestellten“ mit Sitz in Berlin einen Brief an die Regierung in Stettin, Personalabteilung, in dem sie auf die Gerüchte um eine nichtarische Abstammung von Werner Gans hinwies und ein behördliches Eingreifen forderte.
Zu diesem Zeitpunkt wurde eine Entlassung Werner Gans‘ noch unter Hinweis auf seine Teilnahme am Ersten Weltkrieg und seine fachliche Unabkömmlichkeit zurückgewiesen. Dies änderte sich aber bald auf der Grundlage des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 26. Juli 1933.
Auch wenn Werner Gans nicht zu den ersten gehörte, die ihren Arbeitsplatz verloren und seine Einstufung als „Frontkämpfer“ ihn einige Zeit schützte, wurden seine Arbeitsbedingungen immer schlechter. Denunziationen begannen, Zweifel an seinem Feldeinsatz wurden laut, ihm wurde der Beamtenstatus abgesprochen, er durfte im Außendienst keine polizeilichen Handlungen mehr vollziehen, entsprechende Ausweise wurden eingezogen und den behördlichen Schriftwechsel hatte der Verbandsvorsitzende zu führen. Im Januar 1936 verlangte die Kreisleitung der NSDAP die sofortige Abberufung von Werner Gans als Direktor des Lebensmittel-Untersuchungsamtes.
Mit Schreiben vom 17. Februar 1936 forderte der Verbandsvorsteher desselben ihn auf, seine Tätigkeit sofort zu beenden. Zum Nachfolger wurde sein bisheriger Assistent bestellt.
Jetzt ging das Gezerre um sein Ruhegehalt los. Als Direktor betrug sein letztes Monatsgehalt 7.736,00 Reichsmark. Das ihm zustehende Ruhegehalt wurde dann um ⅘ gekürzt und auf 427,77 Reichsmark monatlich festgelegt.
Am 4. April 1936 bestieg Werner Martin Gans ein Schiff, das ihn nach eigenen Angaben für einen Erholungsurlaub nach Spanien – Madrid – brachte. Er dachte wohl noch an einen “geordneten Rückzug”; hatte sowohl ein Rückticket gekauft als auch seinen Haushalt bei einem Möbelspediteur eingelagert. Aber auch hier waren die Ereignisse schneller als er. Die früheren Gesetze waren schneller obsolet als seine Briefe zur Klärung seiner Position in der Heimat brauchten. Sein Antrag auf Genehmigung eines Daueraufenthaltes in Spanien wurde abschlägig beantwortet und er erhielt keine weiteren Ruhegeldzahlungen.
Zu diesem Zeitpunkt lebte er bereits fast ein Jahr mehr oder weniger mittellos bei einem Bekannten in der Calle del Doctor 12 in Madrid. Von dort datiert sein letztes Schreiben an die Stralsunder Verwaltung vom 1. September 1937.
Die Familiendatenbank “Juden im Deutschen Reich” führt ihn noch als Apotheker in Madrid, allerdings ohne Hinweise auf seinen weiteren Verbleib. Nach einer Notiz im Nachlass von Peter Genz, Stadtarchiv Stralsund, überlebte Werner Martin Gans den Zweiten Weltkrieg in San Francisco bei seiner Schwester.
Später kehrte er zurück und starb am 2. Dezember 1968 in München. Einen Stolperstein gibt es für ihn in Stralsund noch nicht.
Quellen:
- Familiendatenbank Juden im Deutschen Reich, www.online-ofb.de
- STA Stralsund, Rep. 18, Nr. 432, Synagogengemeinde
- STA Stralsund, Rep. 17, Nr. 0384, Direktor Werner Gans
- STA Stralsund, Rep. 39, Nr. 0063, Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums