Vorname Helene
Nachname Biltz, geb. Bremer
Geburtsname Bremer
Geburtsdatum 23.11.1867
Geburtsort Stralsund
Wohnort(e)
  • Stralsund, Külpstraße 15
  • Berlin,-Wilmersdorf, Bamberger Str. 18
Beruf ohne
Geschäftsadresse ohne
Familienstand verheiratet
Verwandschaftsverhältnis Ehefrau von Dr. Carl Otto Tobias Biltz (1868-1945), Mutter von Dr. Martin Biltz (1900-1951)
Deportation keine
Todesdatum 06.11.1945
Sterbeort Berlin-Schmargendorf

Helene Biltz, geb. Bremer

Helene Biltz wurde am 23. November 1867 als Tochter des jüdischen Buchhändlers Siegmund Bremer (1832-1905) und dessen Ehefrau Anna David (1833-1901) in Stralsund geboren. Sie war das jüngste von drei Kindern des Ehepaares, das seit 1857 in Stralsund ansässig war und einen Buchladen an der renommierten Adresse Alter Markt 1 betrieb.

Helene wuchs in Stralsund auf und wurde wie ihre älteren Geschwister Otto (1862-1936) und Marie (1864-1941) evangelisch getauft. Sie heiratete am 22. Dezember 1899 in Stralsund Dr. Carl Otto Tobias Biltz, Oberlehrer des Askanischen Gymnasiums[1] in Berlin. Nach der Eheschließung ließ sich das Ehepaar in Berlin nieder. Hier kam auch das einzige Kind, der Sohn Martin[2] Carl Siegmund, am 17. Oktober 1900 zur Welt.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 änderte sich das Leben des Ehepaares grundlegend. Helene war zwar geschützt vor der Deportation durch die „privilegierte Mischehe“ mit dem Nichtjuden Otto Biltz, aber es ist anzunehmen, dass auch sie Diffamierungen und Schikanen der Nationalsozialisten durchlitten haben. Ende 1938 musste Helene den Eintrag des Zwangsnamen Sara beantragen. Auch ihr Sohn Martin erhielt den Zwangsnamen Israel eingetragen[3].

Helene und Otto Biltz überlebten den Zweiten Weltkrieg in der Bamberger Straße 18[4]  in Berlin-Wilmersdorf. Drei Tage nach ihrem Ehemann, der am 3. November 1945 einem Schlaganfall erlag, starb Helene an einer Lungenentzündung.

Quellen:

  1. StA Stralsund, Geburts- und Ehebücher 1867,1899
  2. StA Stralsund, Rep. 18, Nr. 432, Liste der Juden und Mischlinge in Stralsund, 1938
  3. Sterberegister Berlin-Wilmersdorf 1945
  4. Arolsen-Archive, abgerufen am 17. November 2023
  5. Peter Löhnert, Manfred Gill: Ein Beitrag zu Schicksalen jüdischer Chemiker in der Filmfabrik Wolfen nach 1933, enthalten in: Mitteilungen der Gesellschaft Deutscher Chemiker, Fachgruppe Geschichte der Chemie, Frankfurt/Main, Bd. 14, 1998
  6. Landesarchiv Berlin, LAB-III PSt 3-9223-05075/23, Personenstandsregister Biltz.
  7. Peter Klepper: 125 Jahre Askanisches Gymnasium und Oberschule Berlin 1875-2000, Hrsg. Askanische Oberschule, Berlin, 2000.

[1] Das Askanische Gymnasium Berlin war als humanistisches und altsprachliches Elite-Gymnasium 1875 gegründet worden. Dr. Biltz war an diesem Gymnasium seit 1895 tätig, erst als Oberlehrer, in den Jahren ab 1908 als Professor und ab 1924 als Oberstudienrat. In den Jahren 1922 bis 1924 hatte er das Amt des Schulleiters inne. Im Januar 1924 wurde er als Oberstudienrat an das Leibniz-Gymnasium am Mariannenplatz versetzt.
[2] Martin studierte Chemie, promovierte und war von 1929 bis 1938 im Wissenschaftlichen Photolaboratorium der Filmfabrik Wolfen in Dessau angestellt. Er heiratete die aus Ahaus stammende Else Löwenstein (Jahrgang 1901). Beider Tochter Marianne kam 1933 in Dessau zur Welt und wurde nach der „Reichskristallnacht“ 1938 mit einem Kindertransport nach England geschickt. Dem Ehepaar gelang im Februar 1940 auf abenteuerlichen Wegen über die Sowjetunion und Sibirien die Flucht nach Tokyo. Nach einer zeitweisen Anstellung bei Fuji Shansin Film in Ashigara und als Zivilbeamter im Hauptquartier der 8. US-Armee erhielt Dr. Biltz mit Frau 1946 die Einreiseerlaubnis für die USA und eine Anstellung im Forschungslaboratorium der Eastman-Kodak Company. Am 21. Februar 1951 starb Martin Biltz in den USA nach einer schweren kurzen Krankheit. Seine Tochter Marianne konnte ihre Eltern in den USA wiederfinden und lebte Ende der 1960er Jahre noch dort.
[3] Angabe auf seiner Geburtsurkunde.
[4] Angabe aus den Sterbedokumenten.