Vorname Gerhard Erwin Günther
Nachname Gerson
Geburtsname
Geburtsdatum 17.12.1907
Geburtsort Stralsund
Wohnort(e)
  • Stralsund, Mönchstraße 31
Beruf Kaufmann Büromaschinen
Geschäftsadresse Mönchstaße 31, Stralsund
Familienstand alleinstehend
Verwandschaftsverhältnis Sohn von Hermann Gerson (1869-1932) und Agnes Miethe (geb. 1886)
Deportation Ghetto Litzmannstadt (Lodz)
Todesdatum 04.04.1942
Sterbeort Ghetto Litzmannstadt (Lodz)

Gerhard Gerson

Gerhard Erwin Günther Gerson wurde am 17. Dezember 1907 als ältester Sohn des jüdischen Papierhändlers Hermann Gerson (1884-1932) und seiner nichtjüdischen Ehefrau Agnes Miethe (1884-1963) in Stralsund geboren. Diese Familie gehörte zu den ältesten jüdischen Familien in Stralsund. Ihr erster Vertreter kam bereits 1735 nach Stralsund und ließ sich hier nieder.

Gerhard erlernte nach dem Besuch der Volksschule den Beruf eines Kaufmanns für Papierwaren und Büromaschinen im väterlichen Geschäft. Nach dem Tode seines Vaters war er erst als kaufmännischer Angestellter- mit Wandergewerbeschein für den Außendienst -, mit zunehmenden Druck der Repressalien auf seine geschäftsführende1 Mutter auch selbst als Geschäftsführer tätig. Deshalb erscheint er in der Vermögensauflistung der Nationalsozialisten Ende 1938; allerdings nur mit dem Grundstück. Anderes Vermögen gab es bereits nicht mehr. Den Wandergewerbeschein durfte er 1938 nicht mehr erneuern.

Gerhard war nicht verheiratet und wohnte bis zum Mai 1939 im elterlichen Haus in der Mönchstraße 31 in Stralsund.

Gerhard Gerson wird sowohl 1934 als auch 1938 als Mitglied der Stralsunder Synagogengemeinde geführt. Nach der Reichspogromnacht wurde er zusammen mit seinem Bruder und anderen Stralsunder Juden in Sachsenhausen inhaftiert, kam aber dort am 12. Dezember 1938 wieder frei und ging zurück nach Stralsund. Gleich nach seiner Rückkehr beantragte er bei der Stadtverwaltung die Eintragung des Zwangsnamens Israel. Dann wurde er zur Zwangsarbeit eingezogen. Er musste mit anderen Stralsunder Juden die Straße zwischen Stralsund und Grimmen bauen2.

Zwischen 1939 und 1940 ging Gerhard Gerson nach Berlin ohne dies den Behörden anzuzeigen, denn ein Veränderungseintrag in den Listen der NS-Verwaltung, die diese angelegt hatten, um die jüdische Bevölkerung zu kontrollieren, ist nicht vorhanden. In Berlin lebte seit mindestens 1935 seine Schwester Edith. Sie zog erst 1939 zurück nach Stralsund zu ihrer Mutter. Gerhard ließ sich in der Ansbacher Straße 36 in Berlin-Schöneberg3 nieder.

Von dort wurde er am 24. Oktober 1941 in das Ghetto Litzmannstadt deportiert und am 4. April 1942 in Litzmannstadt ermordet.

Quellen:

  1. StA Stralsund, Geburtenregister 1907
  2. WAZ Stralsund 1910-1941
  3. www.mappingthelives.org, abgerufen am 5. Juni 2024
  4. Deportationslisten, unter: www.statistik-des-holocaust.de, abgerufen am 5. Juni 2024
  5. StA Stralsund, Rep. 18, Nr. 432, 442, 435
  6. StA Stralsund, Rep. 29, Nr. 137
  7. Eberhard Schiel: Braune Schatten überm Sund, Scheunenverlag Kükenshagen bei Saal, 1992
  8. Astrid Ley: Im Reich der Nummern, wo die Männer keine Namen haben, Metropol Verlag Berlin, 2020
  9. Prora-Zentrum: Jüdisches Leben auf Rügen und in Stralsund, Wissenschaftliche Reihe des Prora-Zentrums, Band 1, Stadtdruckerei Weidner GmbH Rostock, 2010
1Bereits die Ende 1932 von der Stadtverwaltung erstellte Liste jüdischer Geschäfte führt die Papierhandlung Gerson. Zu dieser Zeit verstarb der Ehemann von Agnes Gerson. Die Einordnung änderte sich auch anfangs 1938 in der neuen Liste nicht, musste aber nach dem schriftlichen Einspruch durch Agnes Gerson geändert werden. Nun erschien das Geschäft als „mischlingsgeführt“. Die ständigen Repressalien der NS-Verwaltung, die das Haus der Familie bereits im April 1933 dem Verkehrsverein als Geschäftsstelle übertragen wollte, überstiegen die Widerstandskraft von Agnes Gerson. 1939 setzte sie Gerhard als Geschäftsführer ein.
2Aus dieser Zeit und Beschäftigung existiert ein Foto, veröffentlicht in Quelle 9, S. 66
3Diese Adresse ist den Deportationslisten entnommen.