Vorname Fritz Adolf Wolf
Nachname Cohn
Geburtsname
Geburtsdatum 14.02.1899
Geburtsort Stralsund
Wohnort(e)
  • Stralsund, Ossenreyerstraße 21/22
  • Chemnitz, Äußere Klosterstraße 7
Beruf Kaufmann, Knaben- und Herrenbekleidung
Geschäftsadresse "Max Keibel Nachfl.", Ossenreyerstraße 21/22, Stralsund
Familienstand verheiratet
Verwandschaftsverhältnis Ehemann von Ilse Gerda Joseph (1902-1943), Vater von Hans (geb. 1928) und Bert (geb. 1930)
Deportation 11.01.1943 Auschwitz
Todesdatum 10.02.1943
Sterbeort Auschwitz

Fritz Adolf Wolf Cohn und Familie, genannt „Keibel-Cohns“

Fritz Adolf Wolf Cohn wurde am 14. Februar 1899 in Stralsund, in der Mönchstraße 30 geboren. Er war der älteste Sohn des Textilkaufmanns Siegfried Cohn (1862-1902) und seiner Frau Martha Bianca, geb. Kempinski (1859-1927). Seine Geschwister waren – Charlotte (1897-1942), Heinrich David (1900-1961) und Ernst Nathan (1902-1974).

1890 waren Siegfried und Martha Cohn aus Berlin nach Stralsund gekommen, wo Siegfried als Geschäftsführer der Firma „Herren- und Knabenbekleidung Max Keibel“ in der Ossenreyerstraße 22 tätig wurde. Drei Jahre später übernahmen beide das Bekleidungsgeschäft und führten es unter dem Namen „Keibel Nachfl.“ weiter. Bereits 1902 verstarb Siegfried und Martha führte sowohl das Geschäft als auch die Erziehung der Kinder allein fort. 1904 erwarb sie von Leonhard Tietz das Nachbarhaus Ossenreyerstraße 21, ließ das Firmengebäude umbauen und nutzte danach die Ossenreyerstraße 21/22 als Geschäfts- und Wohnhaus der Familie.

Fritz Adolf Wolf erhielt eine kaufmännische Ausbildung und übernahm nach dem Tod seiner Mutter mit 28 Jahren die Firma. Fünf Monate später heiratete er die Tochter des Kaufmanns Erich Joseph, die 1902 geborene Ilse Gerda. Ihre beiden Söhne Hans und Bert kamen 1928 und 1930 in Stralsund zur Welt. In den Listen der Synagogengemeinde Stralsund von 1934 und 1938 wird die Familie geführt und Fritz Adolf Wolf übte zeitweise das Amt des Gemeindevorstehers aus.

Fritz Adolf Wolf führte das Unternehmen gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich David als Geschäftsführer bis 1933 weiter. Der zunehmende Druck der Nationalsozialisten auf jüdische Geschäfte führte zu einem Umbau in der Leitung des Unternehmens. Fritz Adolf Wolf vermietete einen Teil der Räume an die Firma WMF und verpachtete das eigentliche Geschäft an den Kaufmann Franz Mahnke, einen langjährigen Beschäftigten des Hauses, und eröffnete ein Buchführungsbüro. Auch Heinrich David zog sich aus dem Familienunternehmen zurück. Ende Oktober 1938 wuren die Cohns gezwungen, sich die Zwangsnamen “Israel” und “Sara” eintragen zu lassen.

Anfang 1939 wurde Fritz Adolf Wolf verhaftet. Er kam eine Woche später wieder frei, allerdings nur nach Unterzeichnung einer Erklärung, das Haus in der Ossenreyerstraße 21/22 zu verkaufen. Der Verkauf erfolgte dann im August 1939 an den Stralsunder Kaufmann Karl Dettmann, der bislang ein Textilwarengeschäft in der unterhalten hatte.

Die Eheleute Cohn zogen in den folgenden Monaten zunächst nach Chemnitz und später nach Frankfurt/Main. Zu diesem Zeitpunkt lebten die beiden Söhne Hans und Bert in einem Kinderheim in Frankreich. Die Eltern hatten sie bereits vor der Reichskristallnacht dorthin gebracht1. Beide überlebten den Holocaust und siedelten sich mit ihren Familien in den Vereinigten Staaten an.

Fritz und Ilse Gerda wurden 1943 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Für sie wurden im August 2006 zwei der ersten vier Stolpersteine in Stralsund am Standort des Familiengeschäftes in der Ossenreyerstraße 21/22 verlegt.

Quellen:

  1. Stadtarchiv Stralsund, Standesamtliche Register
  2. Die Keibel-Cohns: zur Geschichte der Juden in Stralsund. Gitte Struck, Thomas Waschk, Henryk Pich. Kinder- und Jugendverlag Mückenschwein, 1998
  3. Gedenkbuch-Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933-1945, www.bundesarchiv.de     Zentrale Datenbank der Namen der Holocaust-Opfer, www.yadvashem.org
  4. Stralsunder Wohnungsanzeiger 1900-1939
  5. Deportationslisten, abrufbar unter: www.statistik-des-holocaust.de
  6. Wolfgang Wilhelmus: Juden in Vorpommern im 19. Jh., in: Heitmann/Schoeps (Hrsg.), Halte fern dem Land jedes Verderben…, Geschichte und Kultur der Juden in Pommern, Georg Olms Verlag, 1995, Hildesheim, Zürich, New York

1siehe auch: https://web.archive.org/web/20130506013219/http://journalistontheroad.de/texte/eine-schuld-die-nicht-die-seine-ist/