Vorname | Frida |
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Nachname | Growald |
Geburtsname | Wulff |
Geburtsdatum | 15.06.1879 |
Geburtsort | Stralsund |
Wohnort(e) |
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Beruf | Hausfrau |
Geschäftsadresse | ohne |
Familienstand | verheiratet |
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Verwandschaftsverhältnis | Ehefrau von Ernst Growald (1867-1941), Mutter von Hans Rudolf Growald (1902-1942) |
Deportation | keine |
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Todesdatum | 15.09.1934 |
Sterbeort | Berlin-Wilmersdorf |
Frida Growald, geb. Wulff
Frida Growald wurde am 15. Juni 1879 als Tochter des jüdischen Kaufmanns Julius Wulff (1830-1896) und seiner Frau Johanna, geb. Heynssen (1845-1905) in Stralsund geboren. Sie hatte noch zwei Geschwister: Hugo1 (Jg. 1881) und Leo 2 (1874-1929).
Frida verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Stralsund; heiratete hier 1899 den Berliner Reklamefachmann Ernst Growald (1867-1941). Ernst Growald ist in der Fachwelt bekannt als Reformator der Reklame3. Zahlreiche seiner theoretischen Arbeiten befassen sich mit den Themen Qualität und Werbewirkung von Plakaten. Bis 1914 war er als Leiter der neugegründeten Abteilung „Moderner Druck“ der Druckerei Hollerbaum & Schmidt tätig, arbeitete auch in der Reklameprüfstelle4 des Hagener Folkwang Museums, welche 1913 gegründet wurde und seit 1916 in Berlin ansässig war.
Das Ehepaar lebte in Bad Saarow bei Berlin und in Berlin-Wilmersdorf und hatte einen Sohn, Hans Rudolf, der 1902 in Berlin zur Welt kam. Hans Rudolf war taubstumm und lernte deshalb an der Jüdischen Schule für Taubstumme in Berlin-Weißensee.
Nach der Schulzeit folgte er den Spuren seines Vaters und wurde ebenfalls Grafiker und Karikaturist. Er veröffentlichte seine Arbeiten unter dem Pseudonym Rudo. Hans Rudolf heiratete die Modezeichnerin Edith Baumgarten (1904-1942). Beide wohnten während der Naziherrschaft in der Ludwigkirchstraße 11a in Berlin-Wilmersdorf. Ihr gemeinsamer Sohn Ernst5 wurde 1926 in Berlin geboren. Beide, Hans Rudolf und die nicht-jüdische Edith wurden am 18. Oktober 1941 in das Ghetto Litzmannstadt, heute Lodz, deportiert. Sieben Monate später wurden sie erneut deportiert – in das Vernichtungslager Kulmhof, heute Chelmno, und dort ermordet. An ihrem letzten Wohnort in Berlin finden sich heute zwei Stolpersteine für sie.
Ernst Growald betätigte sich auch als Fachschriftsteller, gab unter anderem 1917 im Verlag „Das Kontor“ eine Aufsatzreihe unter dem Titel „Was Jedermann von der Reklame wissen muß“ heraus, Aufsätze und Beiträge in der „Gebrauchsgraphik“ sowie das kleine Buch „Reklame-Fetische“ aus dem Jahre 1926.
Gemeinsam mit dem Berliner Karikaturisten und Illustrator Karl Schnebel6 eröffnete Ernst Growald am 1. Oktober 1904 die „Plakat-Schule Growald & Schnebel“7 am Kurfürstendamm Nr. 214, die bis 1910 Bestand hatte; allerdings an wechselnder Adresse. 1901 gab er den „Plakatspiegel“8 heraus, der eine Einmalaktion blieb.
Frida lebte bis zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Januar 1933 das Leben einer gutbürgerlichen Hausfrau. Da Ernst auch aus einem jüdischen Elternhaus stammte, sollte beide das ganze Ausmaß nationalsozialistischer Demütigung und Verfolgung treffen. Frida starb 1934 in Berlin und musste nicht mehr miterleben, dass ihrem Ehemann und Sohn die Existenz genommen wurde, dass sie Anfang 1939 den Zwangsnamen „Israel“ beantragen mussten und alle anderen, auf Entrechtung und Vernichtung der Juden ausgerichteten Maßnahmen durchlitten. Ernst Growald starb 1941 an einem Schlaganfall in der Wohnung seines Sohnes Rudolf in Berlin.
Quellen:
1. Stadtarchiv Stralsund, Geburts- und Heiratsregister
2. Elisabet Hämer, Text zu den Stolpersteinen in der Ludwigkirchstraße 11, Berlin-Wilmersdorf; abrufbar unter: href=“http://www.berlin.de/ba-Charlottenburg-Wilmersdorf/über-den-Bezirk/Geschichte/Stolpersteine/“>www.berlin.de/ba-Charlottenburg-Wilmersdorf/über-den-Bezirk/Geschichte/Stolpersteine/, abgerufen am 11. Februar 2024
3. Die Reklame. Ihre Kunst und Wissenschaft (1). Der Blick in das Buch nach einhundert Jahren., Autor: René Grohnert, abrufbar unter: href=“http://www.austrianposters.at“>www.austrianposters.at, abgerufen am 11.Februar 2024
4. Ernst Growald, abrufbar unter: href=“http://www.austrianposters.at/biografisches“>www.austrianposters.at/biografisches, abgerufen am 11. Februar 2024
5. Adressbuch Berlin 1901-1942
1 Weitere Daten zu Hugo sind nicht bekannt.
2Leo Wulff studierte, promovierte und arbeitete als Schriftsteller, Reklamefachmann und Dramaturg in Hamburg. In den Jahren 1909 bis 1911 war er Chefredakteur der Zeitung “Die Hamburger Woche”.
3 Ernst Growald führte neue Geschäftsmodelle in der Vermarktung von Plakaten ein und setzte neue Qualitätsmaßstäbe durch. Wesentlich war die von ihm eingeführte gezielte Beratung, die darauf aufbauend Entwurfsarbeit und die anschließende Platzierung der Plakate.
4 Ziel der Prüfstelle war die Begutachtung von Werbeangeboten auf ihre Professionalität und Qualität.
5 Seine Eltern schickten Ernst mit den Kindertransporten im Dezember 1938 nach England. Er lebt heute mit seiner Familie in Brasilien.
6 Karl Schnebel (1874-nach 1939) war nach 1900 ein Berliner Pressezeichner, Karikaturist und Illustrator sowie Hauptschriftleiter der Berliner Illustrierten Zeitung.
7 Voraussetzung für die Teilnahme war „zeichnerisches Können“. Der Unterricht dauerte 3 Monate mit je vier Wochenstunden, wobei Vorträge, Lehr- und Übungskurse im Schreiben und Malen angeboten wurden. Die Plakatschule existierte bis 1910.
8 „Der Plakat-Spiegel. Erfahrungssätze für Plakat-Künstler und Besteller“, Verlag: Kampffmeyer’scher Zeitungsverlag, Berlin, 1901