Vorname Felix
Nachname Gerson
Geburtsname
Geburtsdatum 27.11.1908
Geburtsort Stralsund
Wohnort(e)
  • Stralsund, Mönchstraße 31
Beruf Kaufmann Büromaschinen, Papierwaren
Geschäftsadresse Mönchstraße 31, Stralsund
Familienstand alleinstehend
Verwandschaftsverhältnis Sohn von Hermann Gerson (1869-1932) und Agnes Miethe (1886-1963)
Deportation November 1943 Auschwitz
Todesdatum November 1943
Sterbeort KZ Auschwitz

Dokumente

  Felix Gerson

Felix Rolf Heinz Gerson wurde am 27. November 1908 als jüngster Sohn des jüdischen Papier-und Büromaschinenhändlers Hermann Gerson (1869-1932) und seiner nichtjüdischen Ehefrau Agnes Miethe (1886-1963) in Stralsund geboren.

Felix besuchte die Volksschule in Stralsund und erlernte wie sein älterer Bruder Gerhard den Beruf eines Kaufmanns für Papierwaren und Büromaschinen im väterlichen Geschäft. Dabei war er vor allem auch im Außendienst tätig. Den dafür notwendigen Wandergewerbeschein1 konnte er im Herbst 1938 noch erneuern, musste ihn aber 2 Tage später abgeben, was mit seinem Status als „Jude“ begründet wurde.

Dagegen erhob er am 27. September 1938 schriftlich Einspruch. Ein Schreiben des Arbeitsamtes Stralsund2 klärt auf, warum er in den Erfassungslisten der Verwaltung als „Jude“ geführt wurde. „Der jüdische Mischling 1. Grades Felix Gerson hat beim Erlaß des Reichsbürgergesetzes der jüdischen Religionsgemeinschaft angehört und gilt somit als Jude.“3.

Am 20. April 1937 trat Felix vor dem Amtsgericht aus der jüdischen Gemeinde Stralsunds aus. Nach eigenen Angaben lebte er bereits seit November 1932 als Freidenker in Berlin und soll als solcher dort auch eingeschrieben gewesen sein. Den Legitimationsschein für das Wandergewerbe erhielt er nicht zurück.

So war Felix gezwungen, sich durch die Tätigkeit im elterlichen Laden den Lebensunterhalt zu verdienen und seinen Wohnsitz wieder im Haus der verwitweten Mutter zu nehmen.

Felix war nicht verheiratet. Er erscheint als Mitglied der Stralsunder Synagogengemeinde 1934, aber nach seinem Austritt 1937 nicht mehr in der Liste von 1938.

Unmittelbar nach der Reichspogromnacht wurde er mit anderen Stralsunder Juden in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht. Am 12. Dezember 1938 kam er mit seinem Bruder Gerhard dort wieder frei und beide kehrten nach Stralsund zurück. Im Januar 1939 beantragte Felix die Eintragung des Zwangsnamens „Israel“ in seine Personenstandsakten.

Die Veränderungslisten der Juden und Mischlinge Stralsunds aus dem Jahr 1939 erfassen Felix im Juni als verzogen nach Götemitz auf Rügen. Die gleichen Listen weisen ihn am 11. September des selben Jahres als zugezogen von Glewitzer Fähre aus. Von diesem Zeitpunkt an ist sein Wohnsitz wieder die Mönchstraße 31 in Stralsund. Der Zweck dieses Wohnsitzwechsels ist unbekannt.

Die Überprüfung der Arbeitsfähigkeit der 1942 noch in Stralsund lebenden Juden durch die Stadtverwaltung ergab, dass er Lt. „…amtsärztliche(r) Untersuchung … an einer ansteckenden Lungentuberkulose leidet. Außerdem hat G. kürzlich Lt. vorgelegter Atteste einen Blutsturz gehabt, so daß vorerst an einen Arbeitseinsatz irgendwelcher Art kaum zu denken sein dürfte.“4

Felix kam im selben Jahr in die Landesheilanstalt Ückermünde und wurde von dort im November 1943 in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.

    1. Quellen:
      1. StA Stralsund, Wohnungsanzeiger Stralsund 1910-1941
      2. StA Stralsund, Geburtenregister 1908
      3. StA Stralsund, Rep. 18, Nr. 432, 439, 435, 442
      4. Eberhard Schiel: Braune Schatten überm Sund, Scheunenverlag Kükenshagen bei Saal, 1992
      5. Astrid Ley: Im Reich der Nummern, wo die Männer keine Namen haben, Metropole Verlag Berlin, 2020
      6. www.mappingthelives.org, abgerufen am 05. September 2024
      7. StA Stralsund, Nachlässe, NGenz, Schreiben Nr. 86
      8. Rechercheergebnisse der Arolsen Archive, 15. Juli 2024

1 Der Wandegewerbeschein musste jährlich beantragt werden. Ab dem 1. Juli 1932 wurden die Inhaber von solchen Scheinen wieder einkommenssteuerpflichtig und ab 1936 reduzierte die Verwaltung auf Anordnung des Gauleiters Schwede-Coburg die Ausgabe von Legitimationsscheinen. Juden wurden von da an nicht mehr berücksichtigt.
2 Schreiben des Arbeitsamtes Stralsund wegen des Arbeitseinsatzes von Juden vom 8. Januar 1942
3 Siehe Quelle 7
4 Ebenda