Vorname Hans Eugen
Nachname Liebenthal
Geburtsname
Geburtsdatum 26.04.1861
Geburtsort Bergen, Rügen
Wohnort(e)
  • Bergen/Rügen, Königsstraße e19 (heutige Nr. 11)
  • Stralsund, Frankenstraße 40
Beruf Kaufmann, An- und Verkauf Felle, Hausbesitzer
Geschäftsadresse Frankenstraße 40, Stralsund
Familienstand verheiratet
Verwandschaftsverhältnis Ehemann von Johanna Philipsborn (1863-1940)
Deportation keine
Todesdatum 21.10.1939
Sterbeort Stralsund

Hans-Eugen Liebenthal und Familie

Hans-Eugen Liebenthal wurde am 26. April 1861 in Bergen auf Rügen als drittes Kind des jüdischen Kaufmanns Louis Liebenthal (1823-1890) und seiner Ehefrau Emma, geb. Leopold, (1831-1907) geboren. Seine beiden älteren Geschwister Cäcilie (1857-1928) und Emil (geb. 1859, Dr. Phil.) wurden in Sagard auf Rügen geboren und die beiden jüngeren, Leopold (1868-1938, Dr. Med.) und Hermann (1870-1921) ebenfalls in Bergen. 1890 verstarb Hans-Eugens Vater. Sein Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof Stralsund. 1893 wird Hans-Eugen als Kaufmann mit Wohnsitz in der Inselhauptstadt geführt.

Im März 1893 heiratet Hans-Eugen in Swinemünde Johanna Philipsborn (1863-1940), die Tochter des jüdischen Kaufmanns Itzig Isaac Philipsborn (1820-1894) und seiner Frau Rahel, geb. Eppstein (1829-1896).

Sein Schwager, Max Philipsborn (1866-1915), der 1900 in Stralsund Clara Wertheim1 (1870- 1912) heiratete und seit 1903 im Wohnungsanzeiger Stralsunds als Kaufmann geführt wurde, besaß ein Wohn- und Geschäftshaus in der Frankenstraße 40. Seit 1912 lebten hier Hans-Eugen Liebenthal und seine Frau Johanna, sowie der jüngere Sohn von Max und Clara Philipsborn, Friedrich-Wilhelm (1909-1943).

Im Laufe der Zeit baute sich Hans-Eugen mit einem Großhandel für Felle und Häute in Stralsund eine Existenz auf, die ihm und seiner Familie ein sehr gutes Auskommen sicherte. Nachdem Friedrich-Wilhelm großjährig geworden war, wurde er zum Teilhaber der Firma. Hans-Eugen und Friedrich-Wilhelm gehörten zu den ungefähr 30 jüdischen Stralsundern, die am Abend des 11. November 1938 verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht wurden. Nach einiger Zeit kamen sie wieder frei und kehrten nach Stralsund zurück.

Unter dem Vorwand der Reichskristallnacht2 wurde den Juden Deutschlands eine „Sühneleistung“ auferlegt: mindestens 170.000 Reichsmark sollten sie an den Staat abführen und das bei gleichzeitigem Verbot jeglicher Handelstätigkeit ab 01. Januar 1939. Auch im Fall von Hans-Eugen Liebenthal versuchten die Nationalsozialisten, sein Unternehmen abzuwickeln. Der Protest Hans-Eugens und der Hinweis auf die Tatsache, dass besagte Verordnung3 Großhandelsfirmen nicht einschloss, fruchtete und er durfte seine Tätigkeit zum Jahresende 1938 wieder aufnehmen. Aber man fand schnell einen anderen Grund, um schließlich auch dieses Geschäft zu schließen. Der Bücherrevisor Erich Staebe, der die Abwicklung der Fa. Liebenthal betrieb, meldete Anfang 1939: „Am 6.03.1939 ist die letzte jüdische hier in Stralsund vorhandene Firma (Eugen Liebenthal, Frankenstraße 40) zur Abmeldung gelangt.“4

Damit gab es offiziell in Stralsund keine rein jüdischen Geschäfte mehr. Man entdeckte zwar später noch das eine oder andere mit jüdischem Namen oder jüdischen Wurzeln, aber die lange Tradition jüdischen Handels in Stralsund war zu Ende.

Friedrich-Wilhelm Philipsborn verließ Stralsund und ging in der Hoffnung auf ein besseres Leben nach Berlin. Eugen Liebenthal starb am 21. Oktober 1939 im Städtischen Krankenhaus Stralsund. seine Frau Johanna überlebte ihn nur kurz. Sie verstarb 1940 in Stralsund.

Quellen:

    1. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 433, 435, 440
    2. Geburtenbücher, Eheregister und Sterbebücher Stralsund
    3. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 439
    4. Personenrecherche Liebenthal auf www.online-ofb.de, Juden im Deutschen Reich

1 Tochter des Kaufmanns Albert Wertheim
2 11. November 1938

3 Es handelt sich hier um die Verordnung über das Verbot der Wiedereröffnung jüdischer Verkaufsstellen vom 31. Dezember 1938.
4 Siehe dazu: Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 433, Entjudung der Wirtschaft.