Vorname Erich
Nachname Joseph
Geburtsname
Geburtsdatum 21.08.1875
Geburtsort Stralsund
Wohnort(e)
  • Stralsund, Langenstraße 69
Beruf Kaufmann Großhandel technische Ausrüstungen Lebensmittelhandel
Geschäftsadresse "Moritz Joseph & Söhne", Fährstraße 19, Stralsund
Familienstand verheiratet
Verwandschaftsverhältnis Ehemann von Klara Berta Heymann (1886-1941), Vater von Ilse Gerda Cohn (1902-1943), Gerd (1904), Marianne Förster (1907-1991), Ida-Charlotte (1910-1993), Herta Frazer (1917-2011), Hans-Wlhelm (1919-2000)
Deportation 12.02.1940 Piaski
Todesdatum 1940
Sterbeort Ghetto Piaski

Erich Joseph und Familie

Erich Joseph war der älteste Sohn von Moritz Joseph und dessen Ehefrau Ida Jacoby. Erich wurde am 21. August 1875 in Stralsund geboren.

Zu diesem Zeitpunkt lebte die Familie in der Fährstraße 19, wo Moritz ein Großhandelsgeschäft für Technische Anlagen von Lebensmittelgeschäften betrieb. Erich ging in Stralsund auf das Gymnasium und machte sein Abitur. Mit 20 Jahren begann er, im väterlichen Unternehmen mitzuarbeiten. 1901 heiratete Erich in Danzig die 1880/86 geborene Königsbergerin Klara Berta Heymann, mit der er sechs Kinder hatte: Ilse-Gerda (1902-1943), Gerhard (1904-1905), Herta (1917-2011), Marianne (1907-1991), Ida-Charlotte (1910-1993) und Hans-Wilhelm (1919-2000).

Erich und Klara sind in den Listen der Synagogengemeinde genannt, ebenso wie Ida-Charlotte und Hans-Wilhelm, solange sie noch im elterlichen Hause wohnten. Bereits zu Lebzeiten des Vaters Moritz Joseph waren die Brüder Mitinhaber des Familienunternehmens „Moritz Joseph & Söhne“ in der Fährstraße 19. Während des Ersten Weltkrieges werden Klara und Gustav als Inhaber der Firma in den Stralsunder Anzeigern geführt. Nach dem Tod von Moritz Joseph 1925 übernahmen die Brüder Erich und Gustav das Geschäft und führten es zunächst gemeinsam. Ab wann Erich alleiniger Geschäftsführer war, ist unbekannt. Gustav zog nach Rostock und wird hier in den Wohnungsanzeigern als Handelsreisender für Haushalt- und Eisengeräte ausgewiesen.

Erich Joseph war Freimaurer in der Loge Zur Sundia, Besitzer des Grundstückes Sarnowstraße 13 und einer der größten Steuerzahler in der Stadt1. Durch Veruntreuung von Geldern seitens eines Geschäftspartners musste seine Firma Ende der 1920er Jahre Konkurs anmelden. Erich Joseph arbeitete nun als Handelsvertreter. Trotz dieser widrigen Umstände erscheinen Erich Joseph und seine Familie im Wohnungsanzeiger des Jahres 1935 mit der Adresse An den Bleichen 31, einer für ihre vornehme Lage und gut situierte Klientel bekannte Anschrift in der Stadt. Nach der Machtübernahme Hitlers, der Beschlagnahmung ihres Hauses, der Annahme der Zwangsnamen Ende 1938 und der Flucht ihrer Kinder gaben die Eheleute ihren Wohnsitz in der Kniepervorstadt auf und zogen in das Gemeindehaus der Jüdischen Gemeinde Stralsunds – in der Langen Straße 69.

Ilse-Gerda heiratete am 04. Dezember 1927 in Stralsund den Kaufmann Fritz Adolf Wolf Cohn, der in der Ossenreyerstraße 21/22 eines der besten Textilgeschäfte der Stadt führte. Ihre beiden Söhne Hans und Bert überlebten den Krieg, weil ihre Eltern sie bereits frühzeitig auf ein Internat nach Frankreich schickten und sie von dort in die USA fliehen konnten. Ilse-Gerda und ihr Mann wurden am 11. Januar 1943 von Darmstadt aus in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und sind dort umgekommen.

Gerhard, der älteste Sohn von Erich und Klara, starb bereits mit 11 Monaten.

Marianne, Ida-Charlotte, Herta und Hans-Wilhelm flohen gemeinsam 1939 nach England. Marianne kehrte später zurück in die damalige DDR und heiratete dort Erich Förster. Sie verstarb 1991 in Ost-Berlin. Beider Grab befindet sich auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde.

Ida-Charlotte, Herta und Hans-Wilhelm blieben in England. Hans-Wilhelm, der sich nun Harry nannte, heiratete und hatte mit seiner Frau zwei Kinder. Er starb im Alter von 80 Jahren in London. Ida-Charlotte war bereits sieben Jahre zuvor unverheiratet und ohne Kinder in Goders Green, London, verstorben. Herta heiratete 1947 in England den aus Guben stammenden Michael Fraser – ihre Tochter lebt heute noch dort.

Die Nachkommen von Erich und Klara haben vor einigen Jahren für ihre Toten Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in Stralsund setzen lassen und seit dem 18. September 2007 liegen vor ihrem letzten Wohnsitz Stolpersteine. Der Stolperstein für Hans-Wilhelm kam im November 2010 dazu.

Quellen:

  1. Wohnungsanzeiger Rostock
  2. Geburtsbücher Stralsund, Stadtarchiv
  3. Nachkommen der Familie
  4. Personendatenbank zur Familienforschung, www.ancestry.com
  5. Liste der Stolpersteine in Stralsund, www.stralsund.de
  6. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 435, Zur Jüdischen Gemeinde Stralsunds
  7. Wohnungsanzeiger Stralsund

1 siehe auch den Auszug aus der Ahnentafel im Teil Dokumente